Demo-Fazit und Redebeitrag zur Antifa-Demo am 3.10. in Einbeck

Eigentlich wollten wir ja heute zur revolutionären Demo nach Göttingen fahren. Jedoch meldete die Kameradschaft Einbeck eine Kundgebung in Einbeck an, sodass wir uns dachten: Wenn die uns den Tag versauen, versauen wir ihren – ist ja nur fair!

Trotz der kurzen Mobi-Zeit von unter einer Woche fanden sich 140 Menschen ein um ein Zeichen gegen die Faschos zu setzen. Mega, danke Leute!

Unsere angemeldete Route sollte durch den selbsternannten Nazi-Kiez führen – die Hägerstraße. Aufgrund der „Gefahrenlage“ wurde jedoch sowohl diese, als auch die Ausweichroute über die Hägermauer untersagt. Wir hätten doch gerne das (ehemals) bunte Haus in die antifaschistische Stadtführung eingebaut. Außerdem wollten wir ein Zeichen setzen, dass es diesen Kiez eben nicht gibt und wir da reingehen wann wir wollen! Das nächste Mal werden wir uns juristische Unterstützung holen und zur Not die Straße einklagen, versprochen!

Den Startschuss stellte der Redebeitrag der Seebrücke Einbeck dar. Anschließend liefen wir am jüdischen Denkmal vorbei, an dem heute noch der Schriftzug „Jewhate“ erkennbar ist. Dieser Schriftzug, sowie Hakenkreuze, tauchten am 23.5., zwei Tage vor der Demo gegen den Rechtsruck, auf.

Unseren Redebeitrag (werden wir ans Ende stellen) hielten wir vor dem Backpackers Inn. Danach liefen wir noch ein paar Schritte und endeten vor dem Hamburger Gitter an der Neonazikundgebung. Ein trauriges Bild gaben ganze 10 Neonazis ab. Hierbei handelte es sich um:

Maurice Brosenne
Thorben Brosenne
Dietrich Brosenne
Tobias Haupt (Anmelder und Redner)
Pascal Zintarra
Jonas Armbrecht
Justin Warmbold
Holger Erbach
Johannes Welge (Hildesheim, Redner)
sowie eine uns (noch) unbekannten Person, die vermutlich Johannes Welge zuzurechnen ist.

Apropos Holger Erbach: Dieser ließ sich nach der Demo von den Cops aus der Stadt herauschauffieren (Polizei, dein Freund und Nazitaxi?!) und sprang ein paar Menschen von uns an der Kreuzung des neuen Rathauses quasi vor die Nase. Vermutlich handelte es sich am 14.9. ebenfalls um (Bolzen in der Buchse-) Holger, der sich bei den Cops ausheulte, dass „die Antifa“ ihn verfolge und seine Adresse herausbekommen wolle. Ne Holger, da bist Du viel zu spät und unterschätzt uns vielleicht. Deine Adresse haben wir schon lange, siehe Twitter 😉 Da Du bereits am 14.9. bei der Nazidemo mitgelaufen bist und davor 2016 an der NPD-Kundgebung teilgenommen hast, dürfen wir Dich nun also als aktiven Neonazi betiteln? Na dann, viel Spaß 🙂 Spätestens, als Du am Rande der Demo am 25.5. auftauchtest (und Deine Frau Janina am Fenster ihre Sympathie für uns bekundete), hast Du Dich auch den sprichwörtlich Letzten angebiedert.

Nach ganzen 35 Minuten war die Nazikundgebung, wie bereits prophezeiht, auch schon vorbei. Auf der anderen Seite der Kundgebung wirkte der Protest von Einbeck ist bunt ebenfalls gut besucht. Worüber wir noch berichten wollen ist die Dreistigkeit, mit der die Kameradschaft Einbeck ihr Unterstützerumfeld in die Gegenproteste schickte. Auf unserer Seite machte Pascal Bittner Fotos von unserer Demo. Dies konnte er natürlich nicht lange unerkannt. Pascal Bittner war es auch, der bereits am 25.5. aus seinem Auto (Marke, Modell, Kennzeichen sind bekannt) heraus filmen lassend, Antifas auf der Abreise abfuhr. Pascal, piss uns nicht ans Bein, sonst pissen wir zurück, versprochen!!!

Ebenso haben wir Infos von und zu zig Spähern auf Seiten des Einbeck ist bunt-Protests. Auch Ihr seid uns keine Unbekannten. Nazi sein heißt Probleme kriegen. Nazis zu unterstützen ebenso! Wir kennen Euch alle und ihr könnt Euch ja gerne mal bei der Kameradschaft erkundigen, wie das so ist, wenn Interventionen ergriffen werden!

Dennoch ziehen wir ein positives Fazit zum heutigen Tage. In einem (sehr) gesunden Verhältnis hat Einbeck erneut gezeigt, dass die Stadt keinen Bock auf Nazis hat. Warten wir mal ab, was in der nächsten Zeit passiert. Wir kommen vor lauter „Hupsis“ ja kaum noch hinterher 😉

Zu guter Letzt wollen wir dann gerne noch einen Punkt transparent und ehrlich thematisieren, der in diversen PNs, Gesprächen, Chats und Kommentaren an uns herangetragen wurde: Unsere heutige Demo war KEIN „Wettbewerb“ zur Protestaktion von Einbeck ist bunt. Vielmehr war es so, dass sich (insbesondere jüngere und aktionistischer orientierte) Menschen bei uns meldeten und fragten, welchen Protest wir organisieren. Ein „Ignorieren“ der Neonazis ist auch für uns als Antifa-Gruppe keine Option, sodass wir uns für die Demo entschieden. So konnte sich jeder Mensch aussuchen, was die für ihn/sie richtige Protestform ist. Das heißt aber nicht, dass wir den Protest von Einbeck ist bunt nicht gutheißen, sondern im Gegenteil. Alle, die sich gegen das Neonazi-Problem in Einbeck engagieren, haben unseren absoluten Zuspruch! Ein „Wettbewerbsdenken“ liegt uns völlig fern. Es geht nicht um Egos oder größere Zahlen: Wir wurden auch erst auf diese Einschätzung aufmerksam, als sie so häufig an uns herangetragen wurde. Das war jedoch nie unsere Intention, sondern galt es, wie erwähnt, eine Alternative für aktionistischere Menschen anzubieten.

ALLE ZUSAMMEN gegen den Faschismus!

Fotos von Jakob Stiegnitz

Der heutige Redebeitrag:

Liebe Menschen, liebe Mitdemonstrierenden!

Danke, dass Ihr heute da seid um gemeinsam mit uns den Protest gegen die Kameradschaft Einbeck auf die Straße zu tragen!

Den Ort, an dem wir hier stehen, haben wir nicht zufällig gewählt. Wir stehen hier vor dem Backpackers Inn, einer Kneipe. Ja, einer Kneipe! Dieser Laden wird von der Kameradshaft Einbeck und auch überregionalen Neonazis dämonisiert. #DerkleineJens Wilke twitterte gar ein Foto der Eingangstür mit der Überschrift „Hort des einbecker Linksextremismus“. Die Kameradschaft Einbeck hielt hier nach einem Anschlag auf das Wohnhaus von Dietrich Brosenne eine spontane Kundgebung ab, außerhalb der Öffnungszeiten des Backpackers…

Warum polarisiert diese Kneipe bei den Neonazis so sehr? Vermutlich ist es neben ihrer Dummheit auch die Tatsache, dass der Wirt sich solidarisch zeigt und es humanistischen Gruppen wie der Seebrücke Einbeck oder auch antifaschistischen Gruppen wie uns, ermöglicht, hier Veranstaltungen und Vorträge abzuhalten. Alle Activistas sind froh, dass das so ist. Wir haben in Einbeck keine selbstverwalteten Räume, wie es in Großstädten häufig der Fall ist. Es ist schwierig für uns, Räumlichkeiten zu finden. Vielleicht ist das der Grund, warum die Neonazis diesen Ort so gefressen haben. An den unterstellten Outings kann es nicht liegen – Wir haben hier noch nicht ein Outing in den Händen gehalten. Dennoch möchten wir uns bei dem Wirt bedanken und erklären uns solidarisch, dass er sich von den Neonazis nicht einschüchtern lässt. Auch nicht, wenn schon häufiger Anrufe kamen, die versuchten ihn mit der Ankündigung mehrerer Nazis im Schlapptau dort aufzutauchen. Auch als zwei Faschos tatsächlich mal im Laden standen, blieb er stabil und schmiss sie einfach raus. Wir sagen danke dafür und empfehlen Euch, wenn Ihr in Einbeck auf der Piste seid, hier ein oder zwei Bierchen zu trinken!

Aber wie entwickelt sich das Verhalten der Kameradschaft Einbeck grundsätzlich? In für Neonazis gewohnter Manier betreiben sie eine Täter-Opferumkehr. Am 14.9. jagte die Kameradschaft ganz mutig wie sie sind, eine kleine Gruppe Jugendlicher durch die Stadt, bei der sich eine Person bei einem Sturz verletzte. Anschließend erfanden sie eine „Falle“ der Antifa, die mit 30 Vermummten dann vor der Polizei geflohen seien sollen. Nur zu doof, dass die Polizei nicht eine vermummte Person sah… Sie lügen wo sie können: So halten sie Sticker, die sie in der Nähe des Bahnhofs Salzderhelden entfernten, vor Tütenspender in Einbecker Stadtparks. Sie klauen Schilder bei Fridays for future um diese dann für ihre „Propaganda“ auszuschlachten. Sie schüchtern die Jugendlichen bei Fridays for future ein, sodass manche Kids schon aufgrund der Anwesenheit der Neonazis dort, ein Verbot ihrer Eltern erhielten, sich an Fridays for future zu beteiligen. Wir sagen: Es reicht!

Generell häufen sich die Fälle, in denen sie die Täter sind: Sie verüben Anschläge auf den Briefkasten der Mutter einer solidarischen Person, weil sie fälschlicherweise davon ausgehen, dass das ihr „Ziel“ dort wohnt. Sie stechen Reifen platt. Sie versuchen Autos von Antifas im laufenden Verkehr zu stoppen, treten dabei in die Türen vorbeifahrender Autos. Wir haben zig Übergriffe, Verfolgungen und Sonstiges dokumentiert. Die Aggressoren sind die Kameradschaft – und tauchen postwendend in die erfundene Opferrolle ab.

So werden sie auch da drüben gerade wieder rumopfern! Kurz nach der Demo am 14.9. in Einbeck provozierten sie noch auf der Facebook-Seite „Einbecker Beobachter“ Antifa- bzw. linksradikale Gruppen, sowie das Infoportal Links Unten Göttingen. Wenige Tage später wurde der Fassade des Hauses von Dietrich Brosenne vermutlich kostenlos ein neuer Anstrich durch die Antifa Fassaden GmbH gegönnt. Einen Tag vor seiner Hochzeit mit Cornelia Falkenstein, welch Ironie des Schicksals!

In Zeiten sich steigernder Nazi-Aktivitäten ist es an der Zeit für antifaschistische Intervention. Wir solidarisieren uns damit, weil man Nazis nicht wegdiskutiert und nicht weggetrillert bekommt. Einbeck hat am 14.9. klar und deutlich mit 1200 Menschen auf der Straße gezeigt, wie „willkommen“ Neonazis hier sind. Gut so! Jedoch wird das nicht für eine Wegzug oder Ausstieg der Neonazis sorgen und wir wollen an dieser Stelle erwähnt haben, dass unser heutiges Demo-Motto auch unser Ziel ist: Nazistrukturen in Einbeck zerschlagen!

Alle zusammen gegen den Faschismus!