45 Menschen beteiligten sich heute am Gedenken anlässlich des Jahrestages der rassistischen Morde in Hanau auf dem Marktplatz.
Unser Redebeitrag von heute:
Heute vor einem Jahr geschah etwas, was hätte an jedem Tag passieren können. Ein rassistisches Attentat! Antifa Recherche-Gruppen warnen schon seit Langem davor, dass sich im Internet immer mehr Rechte radikalisieren. Es sind auch nicht die Einzeltäter*innen von denen gerne die Rede ist – leider hat das Ganze System. Schaut mensch sich allein die extrem rechten Untergrund-Gruppierungen in den Sicherheitsbehörden wie Hannibal, NSU 2.0 etc. an, wird mensch sich fragen warum so ein Terroranschlag nicht jeden Tag passiert. Wir möchten bewusst den Täter nicht beim Namen nennen und auch nicht seine Hintergründe beleuchten.
Viel mehr wollen wir heute die Mittäter*innen anklagen. Das sind zum einen die Polizei, der Verfassungssch(m)utz, der Staat, aber auch WIR- ALLE! Leider schweigen fast alle jeden Tag, wenn ein Mensch einen rassistischen, antisemitischen oder homophoben Witz macht. Wir, die die wegschauen wenn sich Betroffene zu Wort melden oder wieder einmal in irgendeiner Talkshow mehr ÜBER Betroffene geredet wird, als mit ihnen geredet wird. Auch wenn wir als Antifa-Gruppe genau wie viele andere Antifa-Gruppen versuchen aus dieser systematischen Spirale auszubrechen und diese auch anklagen, sind wir trotzdem Teil dieser Gesellschaft und machen uns demnach mitschuldig. Denn wer schweigt stimmt zu, egal ob innerhalb der Familie, bei Freund*innen oder Kolleg*innen.
Viele fragen sich immernoch nach fast 10 Jahren wie sowas wie der NSU passieren konnte. Wir haben eben nicht auf die Betroffenen gehört. Wenn wir uns mit betroffenen Menschen unterhalten, hören wir immer dasselbe. Es macht den Menschen Angst, wie sich das Klima hier entwickelt. Wie die Medien ständig von Clans sprechen, während sie Neonazis fast komplett ignorieren oder einfach den einseitigen Polizeibericht übernehmen. Der gesellschaftliche Diskurs rutscht immer weiter nach rechts. Allein der Anfang dieses Jahres zeigt dies, denn was hat die Politik hier in Niedersachsen gelernt von 2 tödlichen und zig nicht tödlichen Terroranschlägen? Auch hier in Einbeck mussten wir dies schon erleben.
Was sind ihre Konsequenzen? Sie wollen nach dem Motto handeln „Wo kein Kläger ist, da auch kein Täter“ und wollen die Antifa verbieten. Die einzigen Gruppen die hier noch effektiv was gegen die extreme Rechte machen und das nicht nur auf der Straße sondern auch durch Recherche. Die trotz all ihrer Fehler immerhin versuchen eine Anlaufstelle für Betroffene zu sein. Die sich nicht zu fein sind für eine Nachtwache vor einem Geflüchtetenheim. Die viele dieser Fälle, die der Staat einfach so zur Seite schieben wollte, aufgeklärt haben und wichtige Informationen öffentlich gemacht haben. So kann unsere Forderung nur lauten: Weg mit dem Paragraphen 129a und Solidarität mit allen Antifaschisten*innen.
Doch unsere Forderungen gehen weiter! Wir fordern eine lückenlose Aufklärung aller Anschläge. Eine Aufarbeitung auch abseits der Cops. Ein Verfolgen der Hintergründe. Warum war z.b der Notausgang in der Shisha Bar auf Polizeianordnung versperrt? Eine Anlaufstelle für Betroffene wo sich Menschen ihrer Ängste und Fragen annehmen. Und die Auflösung des Verfassungschutzes!
Denn wenn uns die Toten etwas lehren sollten, dann das wir aus ihrem Tod lernen müssen.
Deswegen heißt unser Motto: Niemand wird vergessen! Erinnern heißt kämpfen!