Frauen*kampftag, 08.03.2021

Patriarchat wegboxen!
 
Wir leben in einer Welt, deren Indikator das Anspruchsdenken von Männern ist. Alle anderen Menschen müssen sich möglichst lautlos einfügen und um ihre Rechte und Daseinsberechtigung kämpfen.
 
Jede dritte Frau* in Deutschland ist mindestens einmal im Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau* wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner.
 
Sexualisierte Gewalt ist aber nur ein Thema. Nach wie vor sind Flinta* gering in Entscheidungspositionen vetreten, leiden in Folge dessen unter Altersarmut.
Flinta* werden gerringgeschätzt und zu sexuell verfügbaren Objekten degradiert.
 
Diese Degradierung fängt schon in jungen Jahren an, ab der Pubertät werden Flinta* bewertet und einsortiert, noch bevor sie ein Wort gesagt haben.
 
In der Werbung sind sie immer das Sexobjekt, welches die Ware anpreisen darf, damit Mann sie kauft.
 
Auch im frühen Kindesalter fängt es schon an.
Den Kindern wird beigebracht, dass die Schwester dem Arzt unterstellt ist.
Oder bei Rollenspielen geht der Vater arbeiten, während die Mutter zuhause die Care-Arbeit leistet.
 
Es geht weiter in der Schule, wo es oft einen Dresscode gibt. Sind wir aber ehrlich, gilt dieser in der Regel nur für Flinta* Personen.
Dahinter steckt dieselbe Logik wie wenn nach einem sexuellen Übergriff als erstes die Frage gestellt wird, was ein Mensch an hatte.
 
Später in Sexualkunde geht es zwar um Verhütung, aber nie wird auch nur ein Wort über Abtreibung verloren. Was daran liegt, dass dies in Deutschland immer noch per Paragraph 219 verboten ist.
 
Oder der weibliche Orgasmus wird auch so gut wie nie thematisiert, dafür gibt es in Biobüchern ganze Kapitel über männliche Masturbation und den männlichen Orgasmus.
 
Sexuelle Selbstbestimmung ist oft immer noch ein Tabu-Thema in der Gesellschaft und das fängt schon weit früher an als beim slut shaming.
 
Das sind alles nur Beispiele, die Liste könnte endlos so weiter gehen, doch die Frage sollte eher lauten:
 
Wieviele Fälle von Diskriminierung, sexualisierter Gewalt oder Missbrauch muss es noch geben, bis wir unsere Zurückhaltung ablegen und unsere Forderungen durchsetzen?
 
 
Doch nicht nur Frauen* leiden unter der Gewalt vom Patriarchat, auch privilegierte Cis Männer können darunter leiden.
Sie werden von Geburt an in ein Schema gepresst und müssen sich unterordnen.
So ist es z.B auch Schuld des Patriarchats, dass sich Familien oft entscheiden, dass die Frau Mutterschaftsurlaub nimmt, da sie weniger verdient als ihr Partner und im kapitalistischen System vielleicht die Familie wirklich auf die 22% mehr Gehalt angewiesen ist.
Auch folgen oft Depressionen und andere psychische Krankheiten, bis hin zum Suizid aufgrund der Erwartungen, die die Gesellschaft an einen Mann stellt, die dieser vielleicht nicht erfüllen kann oder will.
 
Deswegen ist es auch im Interesse der Männer* solidarisch mit den Kämpfen der Flinta* zu sein, die eigenen Ängste und Privilegien zu reflektieren und aufzubrechen, die eigene Sozialisierung zu be- und überdenken.
Allerdings sollte dabei nie vergessen werden, dass er immer in der Rolle der Gewalt ausübenden Person ist.
Denn jeder Cis Mann ist mindestens schon einmal in Leben zur Gewalt ausübenden Person geworden.
 
Deswegen unterstützt die Kämpfe, aber lasst den Flinta* den Raum.
Hört ihnen zu, lasst sie entscheiden wo ihr sie unterstützen könnt.
Macht Care Arbeit und arbeitet an eurer eigenen Reflektion.
 
Denn schließlich profitieren wir alle von einer befreiten Gesellschaft, abseits von Kapitalismus, Nationalismus und dem Patriarchat.
 
Daher sollte Feminismus auch immer intersektionell sein!
 
Lasst uns unsere Befreiung erkämpfen und aufhören zu fordern!
 
Foto: Links Unten Göttingen
https://www.flickr.com/photos/linksuntengoe/albums/72157718574839281